PharmaWiki – Gliptine
GliptineArzneimittelgruppenAntidiabetikaGliptine oder Dipeptidylpeptidase-4-Inhibitoren sind blutzuckersenkende Wirkstoff aus der Gruppe der Antidiabetika, welche für die Behandlung eines Typ-2-Diabetes eingesetzt werden. Ihre Effekte beruhen auf der Hemmung des Enzyms Dipeptidylpeptidase-4 (DPP-4), das für den Abbau der körpereigenen Inkretine GLP-1 und GIP verantwortlich ist. Dadurch werden die Wirkungen dieser Peptidhormone verstärkt. Gliptine erhöhen die Insulinsekretion, vermindern die Glucogonfreisetzung und fördern das Sättigungsgefühl. Die Tabletten werden in der Regel einmal täglich eingenommen. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören gastrointestinale Beschwerden, Kopfschmerzen und eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten. Sehr selten kann eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) auftreten.
synonym: Dipeptidylpeptidase-4-Inhibitoren, DPP4-Inhibitoren, DPP4-Hemmer
Produkte
Gliptine sind in Form von Filmtabletten im Handel. Als erster Vertreter wurde im Jahr 2006 Sitagliptin (Januvia®) in den USA zugelassen. Heute sind verschiedene Wirkstoffe und Kombinationspräparate im Handel (siehe unten). Sie werden auch als Dipeptidylpeptidase-4-Inhibitoren bezeichnet.
Struktur und Eigenschaften
Einige Gliptine haben eine prolinähnliche Struktur, da das gehemmte Enzym DPP-4 vorzugsweise Dipeptide abspaltet, die an zweiter Position des N-Terminus ein Prolin (oder Alanin wie bei GLP-1) enthalten.
Wirkungen
Gliptine (ATC A10BH ) haben blutzuckersenkende und antidiabetische Eigenschaften. Ihre Effekte beruhen auf der Hemmung der Serinprotease Dipeptidylpeptidase-4 (DPP-4), die in vielen Geweben vorkommt, unter anderem in der Niere, in der Leber, in der Lunge, im Darm und auf Immunzellen.
DPP-4 baut die Inkretine GLP-1 (Glucagon-like peptide-1) und GIP (Glucose-dependent insulinotropic peptide) durch Spaltung der zwei N-terminalen Aminosäuren ab (vgl. Abbildung 1). Diese Peptidhormone werden nach einer Mahlzeit im Darm in die Blutzirkulation ausgeschüttet. Gebildet werden sie von L- resp. K-Zellen. Sie haben eine kurze Halbwertszeit im Bereich weniger Minuten.
Die Illustration zeigt, an welcher Stelle die DPP-4 das Peptidhormon GLP-1 spaltet.
Durch die Inhibition des Enzyms steigt die Konzentration der Inkretine an und ihre antidiabetischen Wirkungen werden verstärkt. Übrigens: GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA) wie etwa Exenatid und Liraglutid sind Peptidanaloge der Inkretine mit vergleichbaren Eigenschaften.
Gliptine:
- erhöhen glucoseabhängig die Insulinfreisetzung aus den Betazellen des Pankreas.
- verbessern die Empfindlichkeit der Betazellen auf Glucose und erhöhen dessen Aufnahme in die Gewebe.
- reduzieren die Glucagonsekretion aus den Alphazellen und führen dadurch zu einer verminderten Glucoseproduktion in der Leber.
- verlangsamen die Magenentleerung und reduzieren die Geschwindigkeit, mit der Glucose in den Blutkreislauf gelangt.
- verstärken das Sättigungsgefühl und führen nicht zu einer Gewichtszunahme.
Da Gliptine nur wirksam sind, wenn der Blutzucker normal oder erhöht ist, lösen sie tendenziell weniger Hypoglykämien aus.
Wirkmechanismus der Gliptine, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Indikationen
Für die Behandlung eines Typ-2-Diabetes.
Gliptine werden auch mit anderen Antidiabetika wie Metformin, Sulfonylharnstoffen, SGLT2-Hemmern, Glitazonen und mit Insulinen kombiniert.
Dosierung
Gemäss der Fachinformation. Die Tabletten werden in der Regel einmal täglich eingenommen. Vildagliptin kann auch zweimal täglich verabreicht werden.
Wirkstoffe
- Alogliptin (Vipidia®)
- Linagliptin (Trajenta®)
- Saxagliptin (Onglyza®)
- Sitagliptin (Januvia®)
- Vildagliptin (Galvus®)
Es existieren weitere Vertreter, die in der Schweiz bisher nicht registriert sind.
Neben den Monopräparaten sind verschiedene Fixkombinationen im Handel, z.B. Janumet® oder Galvumet®, beide zusätzlich mit Metformin.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
Interaktionen
Einige Gliptine wie beispielsweise Saxagliptin interagieren mit CYP450-Isoenzymen. Andere sind hingegen weder CYP-Substrate noch -Inhibitoren oder -Induktoren (z.B. Vildagliptin).
Unerwünschte Wirkungen
Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie Kopfschmerzen und eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten. Denn DPP-4 spielt auch eine Rolle im Immunsystem.
Eine Hypoglykämie tritt bei der Monotherapie sehr selten auf, das Risiko ist allerdings bei der Kombination mit anderen Antidiabetika erhöht.
Eine gefährliche akute Pankreatitis kann selten vorkommen. Sie äussert sich in anhaltenden, schweren Abdominalschmerzen. Diese Beschwerden sollten den Patienten bekannt sein.
siehe auch
GLP-1-Rezeptor-Agonisten, Antidiabetika, Diabetes mellitus Typ 2
Literatur
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