Vesikuläre Stomatitis Virus

Vesikuläre Stomatitis Virus

PATHOGEN SICHERHEITSDATENBLATT – INFEKTIÖSE SUBSTANZEN

ABSCHNITT I – INFEKTIÖSES AGENS

NAME: Vesikuläre Stomatitis Virus (VSV)

SYNONYM ODER QUERVERWEIS: Vesiculovirus(1,2), vesikuläre Stomatitis 1,2,3,4,5), VS (1,2,3,4,5,6), vesikuläre Stomatitis-Viruserkrankung (3,7), vesikuläres Stomatitis-Fieber und Indiana-Fieber (3).

MERKMALE: Ein Mitglied des Vesiculovirus-Typs in der Familie der Rhabdoviridae(3,6). VSV ist ein kugelförmiges, umhülltes Virus mit einem Durchmesser von etwa 70 nm und einer Länge von 170 nm (3) und einem einzelsträngigen RNA-Genom mit negativem Sinn (5,8). VSV hat zwei Hauptserotypen: VSV-Serotyp Indiana (mit seinen Subtypen Kokalvirus und Alagoasvirus) und VSV-Serotyp New Jersey (1,2,3,5,6,8).

ABSCHNITT II – IDENTIFIZIERUNG VON GEFAHREN

PATHOGENITÄT/TOXIZITÄT: Die meisten Infektionen beim Menschen mit VSV scheinen subklinisch zu sein(1,6,8). Bei Patienten, die klinische Manifestationen zeigen, ist das erste Symptom hohes Fieber, das oft zweiphasig ist. Nachfolgende Symptome sind „grippeähnlich“, einschließlich schwerem Unwohlsein, Kopfschmerzen, Myalgie, Arthralgie, retrosternalen Schmerzen, Augenschmerzen und Übelkeit (1,3,6,7). Gelegentlich wurde ein Krankheitsverlauf mit Blutungen ähnlich dem Dengue-Fieber beobachtet(6). Vesikelbildung auf der Mundschleimhaut, Lippen und Nase ist möglich, aber diese sind selten Symptom der vesikulären Stomatitis (VS)(3,6,7). Die meisten Fälle von VS beim Menschen wurden bei Laboranten diagnostiziert (3). Im Labor wurde VSV entwickelt, um Krebszellen anzugreifen oder die Immunität gegen Krankheiten wie AIDS oder Influenza zu stimulieren (8).

EPIDEMIOLOGIE: VS existiert in Nord- und Südamerika, Afrika und Asien, aber nicht in Mitteleuropa(6). Serologische Untersuchungen zeigen, dass die Prävalenz der Infektion bei einigen Populationen in enzootischen Gebieten hoch sein kann. In einer ländlichen Gegend in Panama sind beispielsweise mehr als 90% der erwachsenen Bevölkerung betroffen(3); Die genaue Häufigkeit von VS ist jedoch nicht gut bekannt, da die Krankheit aufgrund ihres gutartigen Verlaufs oft unbemerkt bleibt.

WIRTSSPEKTRUM: Menschen (1,2,4,5,6,8), Pferde (2,4,6,8), Rinder, Schweine, Maultiere (2,6), Sandfliegen (5,6), Heuschrecken (4) und Nagetiere (2).

INFEKTIÖSE DOSIS: Unbekannt.

ART DER ÜBERTRAGUNG: Biss einer infizierten Sandfliege(1,5,7,8); durch direkten Kontakt mit Hautabschürfungen; durch Kontakt mit infizierten Haustieren; oder durch Einatmen von Aerosolen über den nasopharyngealen Weg(1,3). Das Virus wurde auch durch versehentliche Autoinokulation oder Inhalation von Aerosolen im Labor übertragen(3,8).

INKUBATIONSZEIT: Es wurde ein breites Spektrum von Inkubationszeiten von 30 Stunden (1,6) bis 6 Tagen (7) berichtet.

ÜBERTRAGBARKEIT: Es gibt keine dokumentierten Beweise für die Übertragung von VSV von Person zu Person.

ABSCHNITT III – VERBREITUNG

RESERVOIR: Das Hauptreservoir ist die Sandfliege, obwohl Baumnagetiere und nichtmenschliche Primaten auch VSV beherbergen können(7). Heuschrecken wurden auch als potenzielles Reservoir für VSV in Betracht gezogen (4).

ZOONOSE: Ja, Menschen können sich durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder indirekt durch den Biss einer infizierten Fliege mit VSV infizieren (1,5,7,8).

VEKTOREN: Sandfliege ( Phlebotomus spp.) scheint der wichtigste Vektor für VSV (2,6,8) zu sein. Schwarze Fliegen ( Simuliidae )(2,5,6), Mücken ( Culicoides spp.), Stechmücken ( Aedes spp.)(2,5,8) und andere Dipteren(2,5,6) sind ebenfalls beteiligt.

ABSCHNITT IV – STABILITÄT UND LEBENSFÄHIGKEIT

ARZNEIMITTELANFÄLLIGKEIT: Unbekannt.

ANFÄLLIGKEIT FÜR DESINFEKTIONSMITTEL: VSV wird durch 1% Kresylsäure, Phenole, chloriertes Phenol, 2,5% Phenol, 0,4% HCl, 2% Natriumorthophenylphenat (9) und Natriumhypochlorit (1,9) inaktiviert.

PHYSIKALISCHE INAKTIVIERUNG: Inaktiviert bei niedrigem pH-Wert (1,5)(9) und unmittelbar nach dem Erhitzen auf 60 °C (10,11). VSV in stromafreiem Hämoglobin kann auch durch Phototreatment (z.B. mit roter Leuchtdiode (655 nm), 1,9-Dimethylmethylenblau (DMMB) oder Methylenblau (MB)) inaktiviert werden(11).

ÜBERLEBEN AUßERHALB DES WIRTS: VSV kann 3 bis 4 Tage in infiziertem Speichel auf Melkeimern, Krippen und Heu überleben (1).

ABSCHNITT V – ERSTE HILFE / MEDIZIN

ÜBERWACHUNG: Symptome überwachen. Humane VSV-Infektionen werden durch Virusisolierung aus Rachenabstrichen oder Blut bestätigt (1,2,6). Andere Nachweismethoden umfassen PCR (1,2,6), ELISA (1,2), Neutralisation (2), Komplementfixierung, Immunfluoreszenz und Elektronenmikroskopie (1).

Hinweis: Nicht alle Diagnosemethoden sind in allen Ländern verfügbar.

ERSTE HILFE/BEHANDLUNG: Derzeit ist keine spezifische Therapie verfügbar. Die symptomatische Behandlung und Prävention von Sekundärinfektionen ist wichtig(6).

IMMUNISIERUNG: Derzeit keine für die Anwendung beim Menschen verfügbar.

PROPHYLAXE: Keine.

ABSCHNITT VI – GEFAHREN IM LABOR

IM LABOR ERWORBENE INFEKTIONEN: 46 registrierte Fälle (ohne Todesfälle) bis 1980(12).

QUELLEN/PROBEN: Blut (3,4,6), Rachensekrete(1,3,6), Speichel(1,3,4), Exsudate oder Epithel aus offenen Vesikeln (1,3,4).

PRIMÄRE GEFAHREN: Exposition von Haut und Schleimhäuten gegenüber VSV durch infektiöse Aerosole und/oder Tröpfchen(3).

BESONDERE GEFAHREN: Der Umgang mit infizierten Tieren ist eine gut dokumentierte Gefahr (1,2,3,6,7).

ABSCHNITT VII – EXPOSITIONSKONTROLLE / PERSÖNLICHER SCHUTZ

EINSTUFUNG DER RISIKOGRUPPE: Risikogruppe 3.

SICHERHEITSANFORDERUNGEN: Eindämmungsstufe 3 Einrichtungen, Ausrüstung, und Betriebspraktiken für Arbeiten mit infektiösen oder potenziell infektiösen Materialien, Tiere, oder Kulturen.

SCHUTZKLEIDUNG: Das Personal, das das Labor betritt, sollte Straßenkleidung und Schmuck ausziehen und in spezielle Laborkleidung und -schuhe wechseln oder vollflächige Schutzkleidung anziehen (d. h. die gesamte Straßenkleidung vollständig abdecken). Zusätzlicher Schutz kann über Laborkleidung getragen werden, wenn infektiöse Materialien direkt gehandhabt werden, wie z. B. feste Frontkittel mit eng anliegenden Handgelenken, Handschuhen und Atemschutz. Der Augenschutz muss bei bekannter oder potenzieller Spritzgefahr verwendet werden(13).

SONSTIGE VORSICHTSMAßNAHMEN: Alle Aktivitäten mit infektiösem Material sollten in einer biologischen Sicherheitskabine (BSC) oder einer anderen geeigneten primären Sicherheitsvorrichtung in Kombination mit persönlicher Schutzausrüstung durchgeführt werden. Die Zentrifugation infizierter Materialien muss in geschlossenen Behältern in versiegelten Sicherheitsbechern oder in Rotoren durchgeführt werden, die in einer biologischen Sicherheitskabine be- oder entladen werden. Die Verwendung von Nadeln, Spritzen und anderen scharfen Gegenständen sollte streng begrenzt sein. Offene Wunden, Schnitte, Kratzer und Schürfwunden sollten mit wasserdichten Verbänden abgedeckt werden. Zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen sollten bei Arbeiten mit Tieren oder groß angelegten Aktivitäten in Betracht gezogen werden(13).

ABSCHNITT VIII – HANDHABUNG UND LAGERUNG

VERSCHÜTTEN: Aerosole absetzen lassen und in Schutzkleidung vorsichtig mit Papiertüchern abdecken und geeignetes Desinfektionsmittel auftragen, beginnend am Umfang und zur Mitte hin. Vor dem Reinigen ausreichend Kontaktzeit einplanen (30 min) (13).

ENTSORGUNG: Dekontaminieren Sie alle Materialien zur Entsorgung durch Dampfsterilisation, chemische Desinfektion und/oder Verbrennung(13).

LAGERUNG: In verschlossenen, auslaufsicheren Behältern, die entsprechend gekennzeichnet und in einem Labor der Sicherheitsstufe 3 (13) verschlossen sind.

ABSCHNITT IX – REGULATORISCHE UND ANDERE INFORMATIONEN

REGULATORISCHE INFORMATIONEN: Der Import, Transport und die Verwendung von Krankheitserregern in Kanada ist durch viele Aufsichtsbehörden geregelt, darunter die Public Health Agency of Canada, Health Canada, Canadian Food Inspection Agency, Environment Canada und Transport Canada. Die Benutzer sind dafür verantwortlich, dass sie alle relevanten Gesetze, Vorschriften, Richtlinien und Standards einhalten.

AKTUALISIERT: September 2010.

VORBEREITET VON: Pathogen Regulation Directorate, Public Health Agency of Canada.

Obwohl die in diesem Sicherheitsdatenblatt enthaltenen Informationen, Meinungen und Empfehlungen aus Quellen stammen, die als zuverlässig erachtet werden, übernehmen wir keine Verantwortung für die Richtigkeit, Angemessenheit oder Zuverlässigkeit oder für Verluste oder Verletzungen, die sich aus der Verwendung der Informationen ergeben. Neu entdeckte Gefahren sind häufig und diese Informationen sind möglicherweise nicht vollständig aktuell.