Spinales Hämatom: eine Literaturumfrage mit Metaanalyse von 613 Patienten

Das spinale Hämatom wird seit 1682 in Autopsien und seit 1867 als klinische Diagnose beschrieben. Es ist eine seltene und in der Regel schwere neurologische Störung, die ohne angemessene Behandlung häufig zum Tod oder zu einem dauerhaften neurologischen Defizit führt. Epidurale sowie subdurale und subarachnoidale Hämatome wurden untersucht. Einige Fälle von Subarachnoidal-Spinalhämatomen können Symptome aufweisen, die denen einer Hirnblutung ähneln. Die Literatur bietet keine zuverlässigen Schätzungen der Inzidenz von spinalen Hämatomen, vielleicht aufgrund der Seltenheit dieser Störung. In der vorliegenden Arbeit wurden 613 zwischen 1826 und 1996 veröffentlichte Fallstudien ausgewertet, was die bisher größte Übersicht zu diesem Thema darstellt. Die meisten Fälle von spinalem Hämatom haben eine multifaktorielle Ätiologie, deren einzelne Komponenten nicht alle im Detail verstanden werden. In bis zu einem Drittel der Fälle (29.7%) des spinalen Hämatoms kann kein ätiologischer Faktor als Ursache der Blutung identifiziert werden. Nach dem idiopathischen spinalen Hämatom stellen Fälle im Zusammenhang mit der Antikoagulanzientherapie und Gefäßfehlbildungen die zweit- und dritthäufigsten Kategorien dar. Spinal- und Epiduralanästhesieverfahren in Kombination mit einer Antikoagulanzientherapie stellen die fünfthäufigste ätiologische Gruppe dar, und Spinal- und Epiduralanästhesieverfahren allein stellen die zehnthäufigste Ursache für spinale Hämatome dar. Eine Antikoagulanzientherapie allein löst wahrscheinlich keine Wirbelsäulenblutung aus. Es ist wahrscheinlich, dass es zusätzlich einen „Locus minoris resistentiae“ zusammen mit erhöhtem Druck im inneren Wirbelvenenplexus geben muss, um eine Wirbelsäulenblutung zu verursachen. Es wird angenommen, dass die beiden letztgenannten Faktoren ausreichen, um ein spontanes spinales Hämatom zu verursachen. Ärzte sollten bei Patienten, die eine Antikoagulanzientherapie erhalten, strenge Indikationen für die Anwendung von Spinalanästhesieverfahren verlangen, auch wenn die Inzidenz von Spinalhämatomen nach dieser Kombination gering ist. Wenn Spinalanästhesieverfahren vor, während oder nach der Behandlung mit Antikoagulanzien durchgeführt werden, ist eine engmaschige Überwachung des neurologischen Status des Patienten erforderlich. Zeitlimits für die Anwendung einer Antikoagulanzientherapie vor oder nach Spinalanästhesieverfahren wurden vorgeschlagen und gelten als sicher für Patienten. Die Untersuchung des Gerinnungsstatus allein liefert nicht unbedingt eine genaue Schätzung des Blutungsrisikos. Die wichtigste Maßnahme zur Erkennung von Patienten mit hohem Risiko ist eine gründliche Anamnese. Die meisten spinalen Hämatome sind dorsal zum Rückenmark auf der Ebene der zervikothorakalen und thorakolumbalen Regionen lokalisiert. Subarachnoidalhämatome können sich über die gesamte Länge des Subarachnoidalraums erstrecken. Epidurales und subdurales spinales Hämatom mit intensiven, messerartigen Schmerzen an der Stelle der Blutung („Coup de Poignard“), auf die in einigen Fällen ein schmerzfreies Intervall von Minuten bis Tagen folgen kann progressive Lähmung unterhalb der betroffenen Wirbelsäulenebene. Subarachnoidalhämatome können mit Meningitis-Symptomen, Bewusstseinsstörungen und epileptischen Anfällen in Verbindung gebracht werden und werden aufgrund dieser Symptome häufig als Hirnblutung diagnostiziert. Die meisten Patienten sind zwischen 55 und 70 Jahre alt. Von allen Patienten mit Wirbelsäulenblutungen sind 63,9% Männer. Die Untersuchung der ersten Wahl ist die Magnetresonanztomographie. Die Behandlung der Wahl ist die chirurgische Dekompression. Von den in der vorliegenden Arbeit untersuchten Patienten erholten sich 39,6% vollständig. Je weniger schwerwiegend die präoperativen Symptome sind und je schneller eine chirurgische Dekompression durchgeführt werden kann, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige Genesung. Es ist daher wichtig, das relativ typische klinische Erscheinungsbild eines spinalen Hämatoms rechtzeitig zu erkennen, damit korrekte diagnostische und therapeutische Maßnahmen ergriffen werden können, um die Chance des Patienten auf vollständige Genesung zu maximieren.